Der erste Camping-Urlaub war ein voller Erfolg, jeden Tag das Gefühl von Freiheit und Abenteuer, Entspannung in der Natur und Sonnenuntergänge wie aus dem Bilderbuch. Da gerät man leicht ins Träumen vom eigenen Wohnmobil, zumal inzwischen auch kleinere Fahrzeugtypen immer schicker und komfortabler werden. Dennoch kostet ein bereits ein kompakter Kastenwagen mal eben zwischen 35.000 und 40.000 Euro. Wenn solche Anschaffungskosten Sie nicht abschrecken und Sie dazu noch den Herzblut-Camper in sich entdeckt haben, lohnt es sich, über die Investition in Ihr eigenes mobiles Heim nachzudenken. Ob Sie sich schließlich für Kauf oder Miete entscheiden, ist nicht zuletzt eine Typfrage.  

Eigenes Wohnmobil: Zeit- und Kostenfaktor nicht vergessen

Wenn Sie über die finanziellen Ressourcen für ein eigenes Wohnmobil verfügen, sich aber nicht sicher sind, ob Sie vom Mieter zum Besitzer wechseln sollen, führen Sie sich ruhig einmal die „schnöden“ Seiten des Eigentümer-Daseins vor Augen. Ein Wohnmobil zu besitzen bedeutet nämlich nicht nur Lagerfeuer-Romantik, es kostet auch Zeit und Geld. Wer an seinem Fahrzeug lange Freude haben möchte, muss es regelmäßig warten und anfallende Reparaturen bezahlen. Hinzu kommen Versicherung und Kfz-Steuer. Eventuell braucht der Camper auch einen sicheren Unterstand, damit er in Ruhezeiten nicht jeder Witterung ausgesetzt ist. Für Grundreinigungen, Frühjahrs- und Winterchecks, das Prüfen von Dichtungen an Fenstern, Türen, Toilette, Reifendruck sowie Waschen und Pflege von außen müssen Sie zudem Einiges an Zeit investieren. Eine gewisse Affinität zur Technik, sowie keine Scheu, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen, sind für angehende Reisemobil-Besitzer ebenfalls hilfreich.  

Entscheidend ist auch, ob Sie für das Reisen mit dem Wohnmobil genug freie Zeit haben. Schließlich soll das gute Stück ja nicht nur in der Garage stehen. Ab 30 Tagen Urlaub im Jahr plus Wochenenden und Brückentagen ist der Gedanke an das fahrbare Eigentum bereits verlockend. Ruheständler und Selbstständige sind in dieser Frage ohnehin flexibler.  

Landschaftsaufnahme mit Wohnmobil an Steilküste
Mit dem Wohnmobil einsame Küstenstriche erobern. (© Tobias Tullius/Unsplash)

Autonom und individuell im eigenen Camper

Wenn Sie den Zeit- und Kostenfaktor für sich abnicken können, kann der Traum vom eigenen Van langsam konkret werden. Die Vorteile, die man als Eigentümer hat, liegen auf der Hand: Ob Sie nun drei Wochen durch Norwegen touren oder spontan zum Wochenendtrip aufbrechen wollen, hängt nicht mehr von Kapazitäten und Mindestmietzeiten beim Vermieter ab und auch die Frage, wohin mit Hund oder Katze, erübrigt sich. Auch das lästige Ein- und Ausräumen vor und nach dem Urlaub entfällt. Basics wie Camping-Stühle, Marquise, Geschirr und Luftmatratze bleiben einfach im Wohnmobil. Ein klares Plus im Vergleich zum Mietfahrzeug ist zudem die Möglichkeit, das Heim auf Rädern individuell einzurichten. Das macht erstens Spaß und zweitens fühlt man sich mit eigenen Vorhängen, Kissen, Campinggeschirr und ein bisschen Deko auf Reisen noch heimischer als im gemieteten Camper.  

Wohnmobil auf Zeit: Frühzeitig planen und Geld sparen

Ein Wohnmobil zu mieten ist nicht unbedingt die zweite Wahl. Als Einsteiger können Sie sich mit dem Mietfahrzeug erst einmal an diese Urlaubsform herantasten und auf der nächsten Reise nach Belieben einen anderen Fahrzeugtyp testen. Das ist besonders praktisch, wenn Sie mal zu zweit und mal mit Freunden auf Tour gehen. Laufende Kosten und Wartung entfallen, eine Einweisung in Fahrsicherheit und Umgang mit dem technischen Equipment erhält man vom Vermieter. Auch eine Versicherung ist im Mietpreis inbegriffen. Bei spontanen Reisen sind Wohnmobil-Mieter gegenüber Eigentümern klar im Nachteil. In der Hauptferienzeit sind die rollenden Hotels, insbesondere die familientauglichen, sehr gefragt und entsprechend schnell ausgebucht. Wenn Sie an die Schulferien gebunden sind, sollten Sie sich mindestens ein halbes Jahr vorher nach Ihrem Wunschmobil umsehen. Die Mietpreise variieren je nach Saison zum Teil beträchtlich. In der Hauptsaison zahlt man für das gleiche Fahrzeug gerne mal zwischen 20 und 50 Prozent mehr als in der Neben- oder Sparsaison. Wer bei der Reisezeit flexibel ist, spart also eine Menge Geld. Je nach Komfort und Größe des Wohnmobils ergeben sich im Mietpreis ebenfalls erhebliche Preisspannen. Mietmobile sind zudem in der Regel mit einer Mindestmietdauer zwischen sieben Tagen (Nebensaison) und 14 Tagen (Hauptsaison) gebunden. Manche Mietstationen bieten in der Nebensaison aber auch Fahrzeuge für drei Tage an, so dass Sie auch mit dem gemieteten Fahrzeug über Brückentage und Wochenenden auf Tour gehen können.  

Mehrkosten für Service und Extras

Ein Urlaub mit dem gemieteten Wohnmobil ist – allen Klischees zum Trotz – kaum oder gar nicht preiswerter als im Hotel oder in der Ferienwohnung. Ein komfortables Wohlfühl-Fahrzeug für 4 Personen kostet pro Tag ca. 100 Euro, dazu kommt eine Servicepauschale von rund 130 Euro für die Einweisung in das Fahrzeug, inklusive Übergabe von Gasflasche, Stromkabel, Auffahrkeilen, Toilettenchemie etc. Gönnt man sich ein paar Extras wie eine Endreinigung durch den Vermieter, eine Zusatzversicherung für den Schadensfall, Bettwäsche, Grillausrüstung oder Campingstühle, kommen locker weitere 100 bis 200 Euro dazu. Stellplatzkosten und Verpflegung und sind darin natürlich noch nicht inbegriffen.  

Lieber nichts überstürzen

Ein bisschen verhält es sich bei der Frage „Wohnmobil kaufen oder mieten“ wie beim Wohnen zur Miete oder im eigenen Haus. Irgendwann amortisiert sich die Investition und ab diesem Zeitpunkt sparen Sie als Eigentümer tatsächlich Geld. Woher weiß man aber so genau, ob die Begeisterung für das Campen nicht nach ein paar Jahren verfliegt? Ein Wohnmobil zu kaufen ist zwar keine Entscheidung fürs Leben, eine gewisse Beständigkeit und das Wissen um die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben sind allerdings Eigenschaften, die Sie vor spontanen Fehlkäufen bewahren. Wenn Sie sich bei der Entscheidung noch nicht sicher sind: lieber noch mal zur Miete auf Camping-Tour gehen, als nach dem Kauf festzustellen, dass doch nicht so viel Zeit und Enthusiasmus für den dicken Brummer vorhanden sind. Und falls am Ende die Anschaffungskosten die einzige Hürde sind: Es gibt auch die Möglichkeit, ein Wohnmobil gebraucht zu kaufen. Oder Sie vermieten den eigenen Camper hin und wieder an andere Wohnmobilisten – vorausgesetzt, Sie können sich nach einer Weile überhaupt noch von Ihrem mobilen Gefährten trennen.